Digitale Welten und Wellen.
Einiges war anders als gewohnt. Deutlich weniger Aussteller*innen, die geringere Anzahl von Tickets, breitere Gänge, Bestuhlung mit großen Abständen: All dies machte es dem Publikum besonders komfortabel und gab ein Gefühl von Sicherheit. Dadurch hatten wir auch mehr Raum für intensive Gespräche und jede Menge Gelegenheiten, Interviews und Lesungen anzuhören – und Spannendes zu entdecken. Faszinierend z. B. der Pavillon des Ehrengasts Kanada, der Naturverbundenheit, Technologie und Kultur miteinander verknüpfte. Dort konnten Besucherinnen und Besucher zwischen digitalen Wellen und Baumlandschaften umherwandern. Oder auf einen riesigen Screen kanadischen Schriftsteller*innen begegnen, die sich selbst auf Französisch oder Englisch vorstellten.
Analoge Impulse. Real-live Begegnungen.
Doch auch Un-Digitales lockte an allen Ecken. Am Illumat z. B. konnte man beliebige Begriffe in eine „echte“ Illustration verwandeln lassen, ob Geburtstagswünsche oder eigene Wortkreationen. Denn in diesem „Illustrationsautomat“ verbergen sich Illustratorinnen und Illustratoren, die ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
Szenenwechsel: Auf der ARD-Bühne nahm Comedian Caroline Kebekus das Thema „Frauen an Spitze.“ auf die Schippe und teilte Seitenhiebe auf Schneewittchen & Co. aus. Natürlich steht all dies auch in ihrem neuen Buch „Es kann nur eine geben“. Überhaupt stellten viele Nicht-Literatur-Promis ihre Werke vor, die häufig in Kooperation mit anderen Autor*innen entstanden. Roland Kaiser etwa gibt in seiner „Sonnenseite. Eine Autobiografie“ intime Einblicke und outet sich als bodenständiger SPD-Fan. Edgar Selge, legendärer Polizeiruf-Kommissar und Theaterschauspieler, präsentiert sein Romandebüt „Hast du uns endlich gefunden“, das das Leben eines 12-jährigen in den 1960ern lebendig werden lässt. Die erste Leseprobe dieses Werks mit autobiografischen Zügen klingt schon einmal vielversprechend. Auch sehr spannend im Interview: Tsitsi Dangarembga, die den Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2021 erhalten hat. Die Filmemacherin und Autorin aus Simbabwe beschreibt in ihrer Romantrilogie den Kampf einer jungen Frau um ein menschenwürdiges Leben. Welche Eindrücke nimmt Tsitsi Dangarembga von der Buchmesse mit? Tsitsi Dangarembga berichtet z. B., dass sie sowohl linke als auch rechte Verlage gesehen habe – für sie ein Ausdruck von Meinungsfreiheit, die sie in ihrer Heimat derzeit vermisst. Auf jeden Fall bot die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr Kontroverses, Populäres, Aufregendes und Tiefgründiges, vom Sachbuch bis zur Fiktion.
Und nach einer solchen Messe hat man meist noch mehr Lese-Lust als zuvor.
Wie wäre es z. B. mit „Die Eule“ von Andrea Willig, ein spannender Heidelberg.Roman, der uns durch vier Jahrzehnte reisen lässt – ideal für lange Herbst- und Winterabende.