Lesen

Ein Blick hinter die Kulissen: Wie funktioniert ein Lektorat/Korrektorat?

Natürlich steht und fällt ein guter Ratgeber mit fundiertem Wissen, das gut formuliert und angenehm zu lesen, zu Papier gebracht wurde. Essenziell ist aber auch die grammatikalische und sprachliche Qualität des Textes, die Rechtschreibung sowie die Zeichensetzung.

Für das im Herbst erscheinende Buch übernahm Mary Thürmer diese Arbeit. Lesen Sie in diesem Artikel, wie sich dieser wichtige Arbeitsschritt zusammensetzt, wie viele Durchläufe es gibt und auch, welche Fehler ihr häufigsten begegnen.

Korrektorat und Lektorat – ein Überblick

Beim Korrektorat geht es vor allem darum, Zeichensetzung, Rechtschreibung und Grammatik zu verbessern. Beim Lektorat kommt dann noch die stilistische Bearbeitung hinzu. Mary Thürmer erklärt uns: „Korrektorat und Lektorat sind zwei ineinander übergehende Bereiche, die sich nicht exakt voneinander abgrenzen lassen. Die Tiefe des Lektorats ist von Fall zu Fall unterschiedlich. So kann es in einem Gedichtband auch um den Sprachrhythmus gehen, während dem Kunden aus der Automobilindustrie vor allem eine korrekte Rechtschreibung am Herzen liegt.“ Zu Mary Thürmers Aufgabenbereichen gehört weit mehr als die klassische Fehlerkorrektur. Sondern sie achtet auch auf „die Schreibung von Eigennamen und (…) einheitliche Schreibweisen, Verständlichkeit des Textes und Schlüssigkeit des Gedankengangs.“

Aus der Sicht des Lesenden

Um das Lesen so angenehm wie möglich zu machen, versetzt sich Mary Thürmer in die Lesenden hinein und überlegt, „wo ein optionales Komma das Verständnis erleichtert, wo eine Information zu fehlen scheint, ein Bezug missverständlich oder irreführend ist. Hinzu kommen formale Punkte wie Einheitlichkeit von Aufzählungszeichen, Zeichensetzung in Headlines oder bei Aufzählungen, einheitliche Schriftauszeichnung, Übereinstimmung von Bildunterschriften und Abbildungen, einheitliche Schreibung bei Alternativen wie z. B. oder zum Beispiel, % oder Prozent, km oder Kilometer.“

Was auch zur Vereinheitlichung beiträgt, ist die gleiche Schreibweise bestimmter Wörter, für die mehrere korrekte Schreibweisen vorliegen. Mary Thürmer erläutert: „Seit der Rechtschreibreform gibt es für eine ganze Reihe von Wörtern zwei unterschiedliche korrekte Schreibweisen, in der Regel eine konservativere – näher an der alten Schreibung – und eine progressivere. Welche Variante gewünscht wird, sollte jeweils im Vorfeld für einen ganzen Text bzw. das ganze Buch entschieden werden und nicht bei jedem Wort neu.“

„Und als ob das noch nicht genug wäre, …

… gilt es bei vielen Kunden eine individuelle Hausorthographie zu beachten. Die bezieht sich meist auf den sprachlichen Umgang mit dem Markennamen oder der Bezeichnung der eigenen Produkte. Dabei kommt es gelegentlich zu detaillierten ‒ aus Sicht der Germanistin manchmal auch skurrilen ‒ Festlegungen“, so Mary Thürmer.

Wie oft wird ein Manuskript auf Fehler überprüft?

„Bei den meisten Aufträgen wünschen die Kunden das Korrektur/Lektorat eines Textes und überlassen es mir, ob ich ein- oder zweimal lese ‒ oft allerdings im Rahmen eines vorgegebenen Budgets,“ ergänzt Mary Thürmer. „Anders verhält es sich mit Büchern, denn zum einen sind sie hochwertige und langlebige Produkte, zum andern durchlaufen sie in ihrer Entstehung verschiedene Stadien. In vordigitalen Zeiten wurde oft eine ganze Reihe von Korrekturdurchgängen eingeplant: Kollationieren (= Texte mit dem Ursprungstext prüfend abgleichen), freies Lesen, Fahnenkorrektur, Überprüfung, ob die Korrekturen umgesetzt wurden, Umbruchkorrektur, Paginierung …“

„Bei Veröffentlichungen des Verlags Edition Essentials gibt es üblicherweise zwei Korrekturdurchgänge, meist Fahnen- und Umbruchkorrektur. Wenn aber gegen Ende noch massive Änderungen vorgenommen werden oder im Umbruch noch viele Korrekturstellen waren, kommt noch ein dritter oder auch vierter Durchgang dazu.“

Welche Fehler sind wohl die häufigsten?

Es sind die Kommafehler. In manchen Texten muss Mary Thürmer sogar „genauso viele Kommas tilgen, wie zusätzlich gesetzt werden müssen.“ Außerdem werden oftmals die korrekte Groß- und Kleinschreibung nicht konsequent beachtet. Weitere beliebte Fehler sind die Getrennt- und Zusammenschreibung „auch aufgrund der Rechtschreibreform, die hier vielfach für Verwirrung gesorgt hat“, wie sie erklärt.

In letzter Zeit häufen sich auch andere Grammatikfehler in Bezug auf Kasus oder Numerus (d. h.  Singular oder Plural). Mary Thürmer vermutet, es könnte auch daran liegen, „dass diese Fehler vom Autokorrekturprogramm nicht erkannt und nicht angezeigt werden.“ Doch was am meisten Zeit in Anspruch nimmt, ist „der Bereich der Vereinheitlichung ‒ bei Schreibweisen, Schriftauszeichnung, formalen Elementen.“

„Ich übernehme gerne Verantwortung.“

Sie kennen es bestimmt auch: Übersieht man einen Fehler, ob in einem Text oder bei einem anderen Produkt, das man gefertigt hat, kann einem das sehr ärgern. Wie ist es dann erst, wenn es sich um ein Buch handelt, das hundert- oder sogar tausendfach gedruckt wird? Diese Verantwortung übernimmt Mary Thürmer gerne. Zusätzlich treibt es sie an, durch ihre Arbeit Texte „zu verbessern, verständlicher, flüssiger lesbar und damit für die Leserin/den Leser nützlicher zu gestalten. Übersehe ich allerdings doch einmal einen Rechtschreibfehler – was durchaus vorkommen kann ‒, ärgert mich das sehr.“

📘 Gemeinsam mit Co-Autorin Stefanie von Drathen hat Yvonne Willicks nun Die 111 ultimativen Haushaltsfragen – oft gestellt, endlich beantwortet gesammelt und in einem Band zusammengefasst. Der neue Ratgeber bietet jede Menge Know-how, um den Haushalt professioneller, effektiver und nachhaltiger zu erledigen.

Der neue Ratgeber erscheint kommenden Herbst in unserem Verlag und kann demnächst vorbestellt werden. Ein exklusives Schwammtuch im passenden Design zum Buch gibt es für die schnellsten Vorbesteller unter euch.

📸 Bilder:
Beitragsbild von unsplash
Mary Thürmer bei der Arbeit von Mary Thürmer

Weitere Neuigkeiten